Verein kümmert sich um Erhalt der Fischerkapelle in Possenhofen

Wegen Sisi-Schloss versetzt

POSSENHOFEN – Sie hat eine spannende Geschichte, die Kapelle in Possenhofen am Starnberger See mit dem ursprünglichen Namen „Zu unserer lieben Fruwe“. Die „Fischerkapelle“ liegt nahe des Sisi-Schlosses. Sie stand ursprünglich auf der anderen Seite der Karl-Theodor-Straße und musste versetzt werden. 

In der Stiftungsurkunde der Witwe Regina Bärtin, geb. von Donners-
perg, wurde die Kapelle 1630 erstmals urkundlich erwähnt. Ihr „Umzug“ wurde durch die Erweiterung des Possenhofener Schlosses notwendig. Man errichtete den Hufeisentrakt mit einer neuen Zufahrt und die Kapelle stand buchstäblich im Weg. 

1841 wurde sie auf dem Grund des Possenhofener Hoffischkäuflers Georg Schröfl neu errichtet. Der Name „Fischmeisterkapelle“ oder „Fischerkapelle“ prägte sich bei der Bevölkerung ein. Ein Hoffischkäufler war in Zeiten der Monarchie derjenige unter den Fischern, der die besten und ansehnlichsten Exemplare direkt an den Hof lieferte.

Um das künftige Wohl der Fischerkapelle geht es den Einheimischen, die 1986 den Verein zur Erhaltung der Fischerkapelle Possenhofen gründeten. Gemeinsam bewältigten sie anstehende Arbeiten und deren Finanzierung. 

Vereinsvorsitzender Alexander Wehnelt, pensionierter Berufsoffizier, Jahrgang 1943, und weitere Geschichtsinteressierte erweckten das kleine Bauwerk mit viel Einsatz aus dem Tiefschlaf. Eine umfassende Renovierung mit Kosten von 85 000 Euro fiel an, von denen der Verein 60 000 Euro an Eigenmitteln aufbrachte. 

Gute Arbeit leisteten die Augsburger Kirchenrestauratoren der Firma Pfister, so dass 2009 in Anwesenheit von Herzog Max in Bayern die Wiedereinweihung der Fischerkapelle mit einem ökumenischen Gottesdienst gefeiert werden konnte. 

Der Verein ist bis heute aktiv, wobei ihn zuletzt die Corona-Pandemie belastete. „Wir waren leider von einer Minute zur anderen zum Nichtstun verurteilt,“ sagt Vorsitzender Alexander Wehnelt.

Hatte man es in den vergangenen Jahren stets verstanden, auf dem Areal um die Kapelle mit ansprechenden Märkten, dem Aufstellen des Possenhofener Maibaums, stimmungsvollen Adventsfeiern und ähnlichen Aktivitäten Geld für die Instandhaltung zu sammeln, so gab es plötzlich überhaupt nichts mehr. Wehnelt: „Wir leben nur noch von den Kollekten bei den wenigen Andachten und Gottesdiensten sowie den Beiträgen oder der einen oder anderen Spende.“ 

Der Verein zählt derzeit rund 50 Mitglieder. „Leider werden es auch nicht mehr, da uns die älteren Mitglieder, für die ein Dazugehören zum örtlichen Verein selbstverständlich war, langsam wegsterben. Von der jüngeren Generation, selbst wenn sie sich sehr heimatverbunden fühlt, können wir kaum noch Menschen begeistern“, bedauert Wehnelt.

Er erinnert sich, wie „von uns zu aller Beginn erst einmal geklärt werden musste, wem die Kapelle überhaupt gehört“. Es wurde intensiv in Archiven und Unterlagen gestöbert. Als das Schloss 1935 verkauft wurde, wurde die Kapelle fast übersehen. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigte, dass Herzog Max in Bayern rechtmäßiger Besitzer war. 2005 wurde der Besitz an den Verein übertragen. Dessen Vorsitzender Wehnelt würde den „Chefposten“ gerne räumen, wenn sich ein Jüngerer für diese Aufgabe fände.

Die Fischerkapelle begeistert jeden Vorbeiziehenden, ist sie doch ein Hingucker. Das Marienbild über dem Altar wurde vermutlich vom renommierten Münchener Hofmaler Peter Candid (1548 bis 1628)geschaffen. Es wurde 1841 übermalt. Die Kapelle wird für Taufen, Trauungen und Trauerfeiern genutzt und bildet den Mittelpunkt bei der Maifeier, dem Erntedankfest und der Weihnachtsandacht.

Renate Reitzig

15.08.2022 - Bistum Augsburg , Kirchen